Mit dem Rad nach Zürich (Ziel-Etappe)

Mit dem Rad nach Zürich (dritte Etappe)
9. Januar 2019
Internationaler Winter-Fahrradpendler-Tag
7. Februar 2019
 

Meine Mission Europaleague – was aus einer Bierlaune entstand wurde tatsächlich Wirklichkeit. Ich fuhr mit dem Fahrrad in vier Tagen von Leverkusen nach Zürich zum Auswärtsspiel der Werkself – ein bisschen bekloppt muss man dazu sein.


 
Etappe 4 /// Rheinhausen – Zürich (CZ)

Die dritte Etappe war hart und kostete sehr viel Kraft. Außerdem wurde meine mentale Ausdauer sehr auf die Probe gestellt. Bis zum Ziel waren nun aber noch einige Kilometer zufahren.

24.10.2018 – Eigentlich wollte ich spätestens um 07.00 Uhr los, mit dem Wissen, dass ich mindestens 220 Kilometer fahren müsste, um mein Ziel zu erreichen. Vorsichtshalber habe ich aber mal verschlafen und wurde erst um kurz vor 07.00 Uhr wach. „Na das geht ja gut los“, dachte ich mir und beschloss erst einmal in Ruhe zu frühstücken um dann gestärkt Richtung Schweizer Grenze zu starten.

Glücklicherweise war es fast windstill und die Temperaturen waren angenehm, sodass ich den ersten Morgen ohne kalte Füße fahren konnte. Irgendwie merkte ich aber, dass nach den zwei Kilometern etwas nicht stimmen kann. Und der Blick auf die die Karte bestätigte, dass ich auf dem falschen Weg war. Also erstmal rauf auf die Straße um mich wieder zu orientieren. Und so ging es für die nächsten 20 Kilometer meist über Haupt- und Nebenstraßen um dann wieder den Rhein zureichen. Und auch das Wetter spielte mit – Sonne und Temperaturen um die 20 Grad gaben mir Kraft und motivierten mich. Das Tempo der letzten Tage habe ich bewusst etwas herabgesetzt um meine Beine ein wenig für die anstehenden Hügel in der Schweiz zu schonen. Und so spielten meine Beine auch super mit und kurbelten unermüdlich über wunderschöne Wald- und Deichwege in Richtung Schweiz. In Neuburg am Rhein suchte ich eine Bäckerei auf, um schnell ein Brötchen zu essen und um meine Trinkflaschen neu zu füllen. Denn Ernährung und Trinken sollte heute wichtig sein.

Dann kam der erste Rückschlag – Platten am Hinterrad – nicht schon wieder – gut, dass ich mir an dem Schlauchautomaten noch einen Reserveschlauch gezogen hatte, denn bis Basel waren es noch ca. 20 Kilometer. Also Schlauch gewechselt, Riegel essen und weiter. Nun hatte ich keinen Reserveschlauch mehr. Ich beschloss, das Risiko einzugehen und nur einen neuen zukaufen, wenn ich in Basel zufällig einen Velo-Shop finde der auf dem Weg liegt. Kurz vor dem Grenzübergang habe ich an einer Tankstelle meine Trinkflaschen erneut gefüllt, weil es in der Schweiz doppelt so teuer werden würde.

Als ich die Grenze erreicht hatte, sprachen mich überraschend völlig fremde Menschen an, die ein Foto von mir machen wollten, da sie mich von einem Foto bei Instagram erkannt haben – Wow, dachte ich mir. Nach einem kurzen Gespräch ging es dann ab über die Grenze und ich suchte den Startpunkt der Nord-Süd-Trasse, auf der ich meine Reise weiterführen wollte. Eigentlich ging das auch recht zügig und ich prägte mir die Schilder ein, denen ich folgen musste. Die Navigation in der Stadt war allerdings nicht ganz so einfach – zwar dürfen Radfahrer in der Schweiz fast alles und die restlichen Verkehrsteilnehmer sind sehr rücksichtsvoll, allerdings musste man höllisch aufpassen, dass man nicht irgendwo falsch abbiegt.

 

Mein Hinterrad meinte es nicht gut mit mir – insgesamt waren es von Leverkusen bis Zürich drei Platten.


 


 
Mit Licht und leichten Zweifeln ging es durch Siedlungen, kleine Ortschaften und entlang von Bächen eigentlich ganz gut voran. Immer wieder hielt ich an und kontrollierte auf einer Handykarte meinen Standort um sicher zu gehen, dass ich noch auf dem richtigen Weg war. Es wurde immer später und ich informierte schnell alle, dass ich noch unterwegs sei und sie sich keine Sorgen machen müssen. Und nun endlich –der erste Berg auf der gesamten Strecke kam. Ich nahm mir vor diesen ganz entspannt anzugehen, denn unten Stand was von 9 Kilometer bergauf. Über eine schmale Straße ging es also aufwärts. Ringsum läuteten die Glocken, die an Kühen, Ziegen oder sonstigen Tieren befestigt waren. Landschaftlich sollte es bestimmt total schön sein – wenn es nicht dunkel wäre. Und dann war die Straße auf einmal voll gesperrt wegen Baustelle. Hmm… und ich hatte mich schon über die leeren Straßen gewundert, denn es kam schon seit langer kein einziges Auto mehr an mir vorbei. Okay – kurz überlegt und über die Absperrung drüber – zurück war für mich keine Option, um eine Umleitung zu finden. Die Steigung wurde immer größer und irgendwie nahm es gar kein Ende. Völlig im Tunnel kurbelte ich locker weiter bis mein Hinterrad auf einmal wegrutschte und ich keinen Grip mehr auf der Straße hatte. Was war los? Glatteis? – Nee dafür war es zu warm. Ich stieg ab und konnte selbst auf der Straße nicht laufen. Auf einem ganz schmalen Seitenstreifen mit Schotter schob ich mein Rad dann die letzten 600 Meter bergauf. Oben wurde ich auch bereits erwartet. Eine Herde Ziegen stand mitten auf der Straße und läutete fröhlich mit ihren Glocken – ob die extra für mich hier waren? Wohl eher nicht. Ich kämpfte mich hindurch und weit und breit war kein Mensch zu sehen. Natürlich habe ich vergessen ein Foto zumachen. Nach fast zwei Stunden bergauf ging es dann endlich mal bergab. Bevor dann noch ein kleinerer Anstieg kam, den ich dankend im Wiegetritt hoch bin – mein Allerwertester hat es mir gedankt – kurz danach erreichte ich auch Aarau und den Punkt, an dem ich die Route wechseln musste. Ich legte eine kurze Pause ein und da war sie wieder die Stimme, die mich zur Aufgabe zwingen wollte. Ich könnte einfach in Aarau ein Hotel nehmen und am nächsten Tag gemütlich und frisch geduscht mit der Bahn nach Zürich fahren, hatte ich kurz überlegt. Nix da. Mein Ziel war Zürich auf dem Rad zu erreichen und so wieder rauf auf den Bock, Schuhe einklinken und weiter geht die wilde Fahrt. Überraschenderweise ging es ab hier nur noch wenig über Straßen, sondern über wunderschöne Radwege, die an Bächen und Kanälen vorbeiführten. Natürlich war kein Mensch mehr unterwegs und ich war ganz alleine mit ein paar Rehen und Hasen, die immer wieder meinen Weg kreuzten. Nach zurückgelegten 190 Kilometern erreichte ich den Ort Brugg und da kam endlich der Wegweiser auf dem „Zürich 40 Km“ stand.
 

 
Ich konnte mein Glück kaum fassen und machte schnell noch einen Post in den Sozialen Medien, bevor ich mich in den Endspurt begab. Immer wieder musste ich teilweise im Stehen fahren, da mein A… nach fast 12 Stunden im Sattel einfach nicht mehr wollte, aber er musste noch. Schnell erreichte ich den nächsten Ort. Ein kurzer Blick auf die Karte verriet mir, dass ich immer noch richtig war. Ganz langsam kamen die Glücksgefühle in mir hoch und ich konnte es kaum noch erwarten, in ca. 2 Stunden Zürich zu erreichen. Und nach fast 14 Stunden auf dem Rad war es soweit… ich war in Zürich angekommen. Nun stand die nächste Herausforderung auf dem Programm – ein Hotelzimmer finden. Eigentlich sollte das nicht so schwer sein, doch schon die erste Adresse war völlig ausgebucht. Auch die weiteren vier Hotels, an denen ich fragte, hatten keine Zimmer frei. Mittlerweile war es bereits nach 04.00 Uhr morgens und ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, als ich einen Taxifahrer ansprach. Dieser verriet mir eine neue Adresse, und siehe da, ich habe mein Zimmer bekommen. Es war zwar kein Palast, aber es war mir relativ egal… Hauptsache ne Dusche (gab es auf dem Gang) und ein Bett. Das ganze kostete dann 110 Franken (ohne Frühstück natürlich), was mir aber zu diesem Zeitpunkt ganz egal war. Um 05.00 Uhr lag ich dann nach über 19 Stunden unterwegs frisch geduscht im Bett und freute mich auf den nächsten Tag.

 

Fakten Ziel-Etappe 4:

  • Etappen Länge: 238,77 km
  • Höhenmeter: 1453 m
  • Zeit in Bewegung: 14 Std. 10 Min.
  • Durchschn. Geschw.: 16,9 km/h
  • Ges. Zeit unterwegs: 19. Std. 55 Min.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen